Als ich 1982 die Condor von Henk van Kessel kaufte, waren meine Erwartungen sehr groß. Ein paar Jahre zuvor hatte ich die DDR verlassen und war in die BRD ausgereist. Zu dieser Zeit war ich gerade Dritter in der Ostdeutschen Meisterschaft. Nun hatte ich wieder ein Motorrad und wollte an meine Erfolge in der DDR anknüpfen. Außerdem war mir bewusst, dass solch ein "Hobby" eine Menge Resourcen verschlingt. Im Vordergund stand nun
die Arbeit und Sponsorensuche. Es war mir klar, dass es nicht einfach wird, aber mein Wunsch wieder Rennen zufahren trieb mich an. Nach einiger Zeit war es dann soweit und ich fuhr die ersten Rennen in der Deutschen Meisterschaft. Leider musste ich schnell feststellen, dass die Konkurrenz über die Jahre viel stärker geworden war. Und ich mit meiner Condor, die nun auch mehr als 10 Jahre auf dem Buckel hatte nicht so mithalten konnte wie ich wollte. Doch eines Tages passierte was passieren musste. Ich kämpfte um jedes 10tel und das war wohl zuviel des Guten. Der Motor ging fest und es katapultierte mich vom Motorrad. Das Ende vom Lied war, dass ich mit gebrochenem Schlüsselbein im Krankenhaus lag. Dabei kam mir das erste mal der Gedanke, das Rennenfahren mit der Condor aufzugeben. Der Gedanke war schnell verflogen, als ich eine Einladung zu Europameisterschaft nach Brno erhielt. Mir war klar, dass viele meiner Fans aus der DDR dort sein würden. So entschloss ich mich
noch einmal an einem Rennen teilzunehmen. Doch es lief wie verhext. Ich versuchte alles um gute Zeiten zu erzielen, aber es war mir nicht vergönnt. Ich stürzte drei Mal. Jedesmal war es ein platter Vorderreifen - sehr merkwürdig. Der letzte Sturz forderte seinen Tribut. Ich brach mir wieder das Schlüsselbein.
Nun war Schluss, ich stellte das Motorrad in die Ecke. Die Jahre vergingen, bis ich 1987 auf die Idee kam, das Gerhard Streif,ein guter Freund aus der DDR, die Condor bekommen soll. Er fuhr immer noch mit einer 125er MZ RE erfolgreich Rennen. Ich zerlegte das Motorrad und schickte es in 15 Packeten an zwei verschiedene Adressen in der DDR. Außer den Motor, den habe ich mit nach Brno genommen und Gerhard selbst übergeben. Nun wurde der Condor in der DDR neues Leben eingehaucht. Sie fuhr aber nicht mehr unter den Namen Condor, sondern als Eigenbau G. Streif. Er hatte leider große Probleme mit dem Motorrad. Ein Zweizylinder verhält sich eben anders als ein Einzylinder Motorrad. Er nahm sie nur fürs Training und im Rennen fuhr er weiterhin mit seiner MZ. Dann kam 1989 die Wende und der Motorradsport änderte sich. Man konnte, wenn man über das nötige Kleingeld verfügte, Konkurrenzfähige Motorräder kaufen. Was den meisten aber nicht vergönnt war. Anfang der neunziger Jahre beendete G. Streif seine Laufbahn als Rennfahrer. Die Condor wurde in einer Garage geparkt und fast vergessen.
Mich zog es derweil in die Ferne. Ich hatte den Entschluss gefaßt meinen Kindheitstraum zu verwirklichen und siedelte in die USA über. Als sich mein Leben in den Staaten normalisierte, suchte ich wieder nach einem Hobby. Dabei fiel mir die Condor ein. Was war wohl aus ihr geworden? Ich setzte mich mit G. Streif in Verbindung. Und als sich heraus stellte, daß das Motorrad noch immer in jener Garage stand, bat ich ihn darum mir die Condor in die USA zu schicken. Eines Tages war es soweit und die Condor kam in einer großen Kiste in unserer Firma an. Gespannt öffneten wir die Kiste und alle die mit hinein schauten sagten: "Warum lässt du dir von Deutschland eine Kiste voll Schrott schicken, davon haben wir genug." Nun begann ich in mühsamer Kleinarbeit das Motorrad wieder zusammen zusetzen. Es dauerte ungefähr ein Jahr bis es in seinem alten Glanz erstrahlte. Das Motorrad war nun fertig. Es war der Augenblick gekommen um herauszufinden ob alles noch so
funktioniert wie ich es in Erinnerung hatte. Der Motor sprang beim ersten Versuch an und ein unvergesslicher Sound erfüllte den Raum. Was natürlich auch viele neugierige Blicke anlockte. Einer der Zuschauer, sein Name war Dave, fragte mich, was ich denn nun damit machen wolle. Bis dahin hatte ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.
Dave erzählte mir von einem Oldtimer Rennsportverein. Nach kurzen Überlegungen entschloss ich mich mit diesem Verein Kontakt aufzunehmen. Leider kam es aus organisatorischen Gründen zu keinem Treffen. Dave, der mittlerweile ein guter Freund von mir war, schlug vor das wir doch nach 'Nelson Ledges' einer sehr umstrittenen Rennstrecke fahren sollten. Dort fuhr ich dann das erste Mal seit 1983 wieder die Condor. Es war einfach unglaublich toll. Überall wo ich auftauchte, erzeugte ich mit dem Motorrad Aufsehen. Eines der Rennen fand natürlich auch in Daytona statt. Die Condor fühlte sich im Training gut an, doch leider ging das Motorrad während des Rennens kaputt, Kupplungsschaden.
Im Jahre 2000 kam ich wieder in meine alte Heimat, dem Erzgebirge zurück. Natürlich hatte ich die Condor im Gepäck. Ich kontaktierte sofort meinen alten Club, den 1. Auer MC. Unsere Clubvorsitzenden T. Haase und R. Pommer halfen mir dabei wieder im deutschen Renngeschehen teilzunehmen. Ich nahm 2 Jahre an VFV Vergleichsfahrten teil. Da ich aber wieder richtige Rennen fahren wollte, wechselte ich zur 'Königsklasse e.V.' Dort fahre ich in der Classic Serie. Das erste Jahr belegte ich Platz 3 und steigerte mich dieses Jahr auf Platz 2.
Leider sind in der Classic Serie nicht allzuviel Fahrer. Deshalb möchte ich an dieser Stelle die Chance nutzen und alle Classicfreunde die Interesse am Rennfahren haben dazu einladen an Rennen teilzunehmen. Für weitere Informationen stehe ich gern zur Verfügung.